Veden-Rigveda in Sanskrit- Handschrift aus dem 19. JahrhundertSeit 1.500 v.Chr. entwickelten sich die ältesten Schriften der Hindus, die Veden; und in der Nachfolge viele Interpretationen, insbesondere die so genannten Brahmanas und die Upanischaden. Alle zusammen bildeten die Grundlage für die Puranas: Götter- und Heldensagen mit vielerlei Darstellungen vom Anfang der Welt und der Entstehung der Wesen.

article imageAuch hier finden wir schließlich den einen Schöpfergott wie in (fast) allen Mythologien; hier ist es Brahma. Brahma bildete aus sich heraus Wasser, setzte seinen Samen hinein und es wurde das Goldene Ei geboren, in welches Brahma selbst hineinging, um es mit der Kraft seiner Gedanken in zwei Hälften zu teilen: Himmel und Erde.

Dann beauftragte Brahma den Baumeister Vishvakarman mit dem Bau von Mann und Frau. Auch die heiligen Schriften der Hindus, die Veden und Puranas kennen im übrigen Gut und Böse, trennen Götter (Suras) und deren Widersacher (Asuras), die einen haben sich der Wahrheit ergeben, die anderen dem Gegenteil. Die Asuras, die Dämonen der heiligen Schriften der Hindus, waren egoistisch, während die Suras eher sozial eingestellt waren. Der Egoismus der Asuras liess sie erfolgreich sein und schon bald drohten sie, die Götter zu besiegen. Diese allerdings riefen Vischnu zu Hilfe und obsiegten durch eine List. Aber was ist wirklich gut, und was ist böse?

 

article imageAuch Indien kennt die Sage der alles vernichtenden Flut, die sich durch fast alle Mythologien der Welt zieht wie die Vorhersage der Zeitenwende, der Apoklypse oder der Neuen Zeit, je nach Mythologie und Religion. In Indien wurde die Flut ausgelöst durch den Dämonen Hayagriva (ja, auch die Veden kennen Dämonen, wie wir sie aus der Bibel, den chinesischen Mythologien und zahlreichen anderen Überlieferungen kennen).

Hayagriva jedenfalls stahl dem schlafenden Brahma die lebenserhaltenden Veden, die er ausatmete, als er sich, müde von den anstrengenden Menschen, zur Ruhe gelegt hatte. Vishnu allerdings entdeckte diesen Diebstahl, gewann den heiligen König Satyavrata als Verbündeten und befahl ihm den Bau eines grossen Schiffes, um den Samen aller Heilpflanzen und sieben Weise zu retten. Satyavrata – der biblische Noah der Veden?

article imageAm Ende jedenfalls opferte der König Butter, woraus ein Jahr später eine Frau entstand, mit der er ein neues Menschengeschlecht formte. Vishnu wiederum erschlug den Dämon Hayagriva. Brahma erwachte und rettete die heiligen Veden und auf der Erde begann ein goldenes Zeitalter. Jedenfalls bis auf weiteres: Nach 1.200 göttlichen (Brahma-)Jahren, was umgerechnet 432.000 menschlichen Jahren entspricht, ist die Energie der Welt verbraucht – Elend, Krankheit, Grausamkeit und Unglück nehmen rapide zu. Rudras der Weltzerstörer tritt auf, trocknet die Wasser der Erde aus, setzt die Welt in Flammen und nur die Götter und die Heiligen werden überleben.

 

Doch wer entscheidet nun, wer heilig ist? Werden wir nicht alle letztlich an unseren Taten bzw. Erkenntnissen gemessen?

 

article image

 

4x5 original

Foto 2: Illustration aus einem Manuskript des Bhagavatapurana

Foto 3: Lakshmi entsteigt dem Milchozean. Die Göttin steht auf einer Lotosblüte, dem Symbol von Reinheit und Vollkommenheit; auch in den beiden erhobenen Händen hält sie Lotosblumen.

Foto 4: Vishnu auf der Schlange Shesha im Urmeer. Seine Gemahlin Lakshmi massiert als Verehrungsgeste seine Füße, während aus seinem Nabel, auf einer Lotosblüte sitzend, der vierköpfige Schöpfer Brahma erscheint.